Das deutsche Steuerrecht ist komplex und es nicht immer einfach zu wissen, was du wie von der Steuer absetzen kannst. Vor allem bei einem relativ neuen Beruf wie dem des Influencers kommen daher immer wieder Fragen auf zu der genauen steuerlichen Handhabung von Geschäftsreisen, Arbeitszimmern oder auch Spenden und Geschenken.
Wir haben dir die 6 häufigsten Steuerfragen von Influencern in diesem Artikel zusammengefasst – und auch gleich beantwortet. Zudem findest du ganz am Ende noch weitere Tipps für deine Karriere als Influencer.
Ja, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Damit das Finanzamt die Kosten für dein häusliches Arbeitszimmer anerkennt, muss der Raum ausschließlich für berufliche Zwecke genutzt werden. Außerdem gibt es Unterschiede, je nachdem, ob dein Arbeitszimmer dein einziger Arbeitsplatz ist oder nicht.
Wann ist das Arbeitszimmer steuerlich absetzbar?
✅ Arbeitszimmer als Mittelpunkt der Tätigkeit:
Falls dein Homeoffice der ausschließliche Ort deiner beruflichen Tätigkeit ist (mindestens 90 % deiner Arbeitszeit), kannst du die vollen Kosten steuerlich geltend machen.
✅ Nur teilweise berufliche Nutzung:
Wenn du das Arbeitszimmer nicht ausschließlich für die Arbeit nutzt, gelten strengere Regeln. In diesem Fall kannst du maximal 1.250 € pro Jahr an Kosten absetzen – aber nur, wenn dir kein anderer Arbeitsplatz zur Verfügung steht (z. B. ein externes Büro).
❌ Kein eigener Arbeitsraum:
Wenn du eine Arbeitsecke im Wohnzimmer oder ein anderes Zimmer nicht ausschließlich für berufliche Zwecke nutzt, beteiligt sich das Finanzamt nicht an den Kosten.
Was gilt für Influencer mit eigenem Studio?
🎥 Falls du für deine Foto- oder Videoproduktion ein eigenes Studio zu Hause hast, wird es kniffliger. Damit du die vollen Kosten absetzen kannst, muss es sich um einen abgeschlossenen Raum handeln, der ausschließlich für die Produktion genutzt wird.
💡 Wichtig:
Welche Kosten kann ich absetzen?
Tipp:
Dokumentiere genau, wie oft und wofür du dein Arbeitszimmer nutzt. Das Finanzamt kann Nachweise verlangen, um den beruflichen Anteil zu prüfen.
Ja, als Influencer kannst du viele Kosten für beruflich bedingte Reisen steuerlich geltend machen. Dazu gehören nicht nur klassische Geschäftsreisen, sondern auch Messen, Fortbildungen oder Drehs für Content-Produktion.
Welche Reisekosten sind absetzbar?
✅ Fahrtkosten
✅ Unterkunftskosten
✅ Verpflegungspauschale
✅ Sonstige berufliche Kosten
Was gilt bei gemischten Reisen (beruflich & privat)?
👀 Falls du eine Reise sowohl beruflich als auch privat nutzt (z. B. ein Video-Shooting in einer Stadt, die du auch privat erkundest), musst du die Kosten anteilig aufteilen.
🔹 Beispiel:
Du bist 2 Tage in einer Stadt, um ein Shooting zu machen, nutzt aber einen Tag davon für private Zwecke. Dann kannst du nur 50 % der Reise- und Unterkunftskosten steuerlich absetzen.
📌 Wichtig:
💡Tipp von Accountable: Mit unserer App kannst du nicht nur alle deine Belege ganz einfach digital abspeichern und organisieren, sondern dabei gleichzeitig direkt eine prozentuale Einteilung in private und berufliche Nutzung hinterlegen.
Ja, Spenden von Followern über Plattformen wie Twitch, Patreon oder YouTube-Livestreams sind steuerpflichtige Einkünfte. Viele Influencer gehen davon aus, dass solche „Donations“ steuerfrei sind – das ist jedoch ein Irrtum.
Warum sind Livestream-Spenden steuerpflichtig?
Nach deutschem Steuerrecht sind echte Spenden nur dann steuerfrei, wenn sie an gemeinnützige Organisationen (z. B. Vereine oder Stiftungen) gehen. Da Influencer aber private Unternehmer*innen oder Selbstständige sind, zählen diese Einkünfte als steuerpflichtiges Einkommen.
🔹 Das bedeutet:
Fällt auch Umsatzsteuer auf Spenden an?
Das hängt davon ab, ob die Zahlung wirklich freiwillig oder mit einer Gegenleistung verbunden ist.
✅ Keine Umsatzsteuer
❌ Umsatzsteuerpflichtig
Wie dokumentiere ich Spenden richtig?
👀 Da das Finanzamt solche Einkünfte kontrollieren kann, solltest du:
✔️ Alle Einnahmen erfassen (auch kleine Spenden).
✔️ Klare Buchhaltung führen: Notiere, ob eine Spende freiwillig oder mit einer Gegenleistung verbunden war.
✔️ Bank- und PayPal-Transaktionen abspeichern, um Nachweise zu haben.
➡️ Crowdfunding und Steuern: Diese Regeln musst du beachten
Ja, als Influencer musst du Geschenke und Gratisprodukte in vielen Fällen versteuern. Gerade in der Zusammenarbeit mit Marken sind Gratis-Samples, PR-Pakete oder teure Produkte weit verbreitet – aber steuerlich nicht automatisch „geschenkt“.
Welche Gratisprodukte sind steuerpflichtig?
✅ Nicht steuerpflichtig
❌ Steuerpflichtig
Wie hoch ist die Steuer?
📌 Wenn du Gratisprodukte als Sacheinnahmen erhältst, musst du sie zum Marktwert versteuern – also zu dem Preis, den Verbraucher im Handel dafür zahlen würden.
👀 Problem: Den Wert eines Produkts zu ermitteln, ist nicht immer einfach. Falls unklar, solltest du den Absender um eine Preisangabe bitten oder dich an den üblichen Verkaufspreisen orientieren.
Wie prüft das Finanzamt Influencer-Geschenke?
💡 Social Media ist für das Finanzamt kein rechtsfreier Raum! Finanzbehörden nutzen:
So vermeidest du Steuerprobleme
✔️ Dokumentiere alle erhaltenen Geschenke (inkl. Wert).
✔️ Notiere, ob das Unternehmen die Steuer für dich übernimmt.
✔️ Gib Geschenke und Gratisprodukte korrekt in deiner Steuererklärung an.
💡 Tipp: Falls du viele Gratisprodukte bekommst, kann sich eine Beratung durch eine:n Steuerberater:in lohnen – besonders, wenn du nicht sicher bist, ob eine Steuerpflicht besteht. Du könntest aber auch den KI-Steuerberater von Accountable mal fragen.
Kurz gesagt: In den meisten Fällen nein. Kleidung ist steuerlich nur absetzbar, wenn sie als typische Berufskleidung gilt – und das trifft auf normale Outfits für Social Media leider nicht zu.
👗 Wann sind Kleidungskosten steuerlich absetzbar?
✅ Steuerlich absetzbar:
❌ Nicht steuerlich absetzbar:
📌 Warum?
Das Finanzamt sagt: Kleidung, die auch privat getragen werden kann, ist nicht eindeutig beruflich nutzbar – und damit nicht absetzbar. Selbst wenn du ein teures Outfit nur für eine Kooperation kaufst, bleibt es steuerlich nicht relevant.
Ja, wenn sie für deine berufliche Tätigkeit notwendig sind. Das Einkommensteuergesetz erlaubt den Abzug von Betriebsausgaben, wenn sie direkt für deine Tätigkeit als Influencer oder Content Creator genutzt werden.
🎥 Welche Kosten sind absetzbar?
✅ Steuerlich absetzbar:
❌ Nicht steuerlich absetzbar:
Wichtiger Tipp:
📌 Dokumentiere genau, wofür du die Anschaffungen nutzt. Falls das Finanzamt nachfragt, solltest du belegen können, dass sie hauptsächlich für deinen Beruf als Influencer erforderlich sind.
✔️ Bewahre Rechnungen auf
✔️ Schreibe kurze Notizen, wie du die Gegenstände nutzt
✔️ Falls private Mitnutzung: Den Anteil beruflicher Nutzung genau schätzen
➡️ Was kann man als Selbstständiger von der Steuer absetzen?
Neben den klassischen Steuerfragen für Influencer gibt es noch einige weitere wichtige Themen, die oft unklar sind. Hier findest du Antworten zu Affiliate-Marketing, Umsatzsteuer, Gewerbeanmeldung und Sozialversicherungspflichten.
Wenn du durch Affiliate-Links Einnahmen generierst, gelten diese als selbstständige Einkünfte und müssen in deiner Einkommensteuererklärung angegeben werden. Dabei ist es egal, ob du die Provision über Amazon, Digistore24, Partnernetzwerke oder direkt von Unternehmen bekommst.
Welche Steuern fallen an?
✅ Einkommensteuer:
✅ Umsatzsteuer:
📌 Wichtig: Falls du mit ausländischen Partnern arbeitest (z. B. US- oder UK-Netzwerke), gelten spezielle Regelungen für die Reverse-Charge-Verfahren bei der Umsatzsteuer. Kläre das mit deinem Steuerberater!
Ob du als Influencer umsatzsteuerpflichtig bist, hängt davon ab, wie hoch dein Umsatz ist.
✅ Kleinunternehmerregelung (umsatzsteuerfrei):
❌ Reguläre Umsatzsteuerpflicht (ab 19 %):
💡 Tipp: Falls du umsatzsteuerpflichtig bist, kannst du Vorsteuer auf berufliche Ausgaben zurückholen – etwa für Technik, Software oder Reisekosten.
Ob du als Freiberufler:in oder Gewerbetreibende:r giltst, hängt von deiner Tätigkeit ab:
✅ Freiberufler:in (keine Gewerbeanmeldung nötig):
❌ Gewerbeanmeldung nötig:
📌 Wichtig:
Das hängt davon ab, ob du selbstständig oder angestellt bist:
✅ Selbstständige Influencer:
✅ Versicherungspflicht für Kreative (Künstlersozialkasse - KSK):
❌ Gewerbliche Influencer sind nicht über die KSK versichert:
💡 Tipp: Kläre frühzeitig, wie du dich sozialversichern möchtest. Besonders wichtig ist die Krankenversicherung, denn Selbstständige müssen sich privat oder freiwillig gesetzlich versichern.
Autor - Sophia Merzbach
Sophia ist seit vielen Jahren Teil des Accountable-Teams und verbindet journalistische Genauigkeit mit handfestem Steuerwissen.
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