Scheinselbstständigkeit: Warum du sie vermeiden solltest
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Eine der größten Gefahren für Selbstständige ist eine mögliche Scheinselbstständigkeit, denn damit einher gehen nicht nur das Ende der echten Selbstständigkeit, sondern im schlimmsten Falle auch erhebliche finanzielle und rechtliche Konsequenzen.
Dabei lässt sich das Risiko einer Scheinselbstständigkeit eigentlich ganz leicht vermeiden – nämlich mit unserem kostenlosen Selbsttest! Außerdem findest du auf dieser Seite allerhand weitere hilfreiche Informationen zum Thema Scheinselbstständigkeit, den Kriterien dafür und die Folgen für dich.
Hier geht’s direkt zum Selbsttest.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist eine Scheinselbstständigkeit?
- Wen betrifft die Scheinselbstständigkeit?
- Wer prüft die Scheinselbstständigkeit?
- Was sind die Scheinselbstständigkeit Kriterien?
- Was sind die Folgen der Scheinselbstständigkeit?
- Wie kann ich Scheinselbstständigkeit vermeiden?
- Der Selbsttest: Bin ich scheinselbstständig oder nicht?
Was ist eine Scheinselbstständigkeit?
Der Begriff der Scheinselbstständigkeit beschreibt ein Arbeitsverhältnis, bei dem jemand zwar offiziell als Selbstständige:r arbeitet, jedoch nach objektiven Kriterien eher als Arbeitnehmer gilt.
Unternehmen müssen Arbeitnehmer:innen allerdings offiziell anmelden und sind verpflichtet, diese ebenfalls zu versichern. Wer das nicht tut, spart zwar Geld, aber macht sich gleichzeitig des Betrugs schuldig und riskiert, im schlimmsten Falle dafür hohe Strafen zu kassieren.
Wen betrifft die Scheinselbstständigkeit?
Alle Selbstständige und Freiberufler:innen sollten sich mit Scheinselbstständigkeit bei der Anmeldung ihrer selbstständigen Tätigkeit auseinandersetzen. Auch Freelancer:innen müssen sich mit Scheinselbstständigkeit beschäftigen, denn sie zählen ebenfalls zur Gruppe der Selbstständigen. Denn tatsächlich treffen potenzielle Strafen nicht nur die Auftraggebenden, sondern auch die Selbstständigen selbst.
💡Gut zu wissen: Scheinselbstständigkeit betrifft auch Kleinunternehmer:innen, die einen geringeren Umsatz haben. Was Kleinunternehmer:innen sind, erfährst du in diesem umfassenden Artikel.
Wer prüft, ob jemand scheinselbstständig ist?
Ob es sich zum Beispiel bei einer freiberuflichen Tätigkeit um eine Scheinselbstständigkeit handelt, kann von verschiedenen Stellen geprüft werden. Dazu gehören:
- Der Deutsche Rentenversicherung Bund
- Das Finanzamt
- Eine Krankenversicherung
- Ein Arbeitsgericht
Eine Prüfung an sich einfordern können dabei aber auch sowohl Auftragnehmer:innen selbst, als auch Auftraggeber:innen. Gründe dafür können beispielsweise sein, dass ein Vertrag frühzeitig beendet werden soll oder aber Kündigungsschutz eingefordert wird.
Was sind die Kriterien für Scheinselbstständigkeit?
Nachzuweisen, ob eine Person scheinselbstständig ist oder nicht, ist ein langwieriger Prozess, bei dem unterschiedlichste Dokumente untersucht und überprüft werden. Da es sich hierbei oft um eine Grauzone handelt, ist es entsprechend selten, dass eine Scheinselbstständigkeit eindeutig nachgewiesen werden kann. Dies ist allerdings dann der Fall, wenn die folgenden Kriterien vorliegen:
- Wenn Selbstständige dauerhaft mehr als 83% ihrer Zeit für eine einzige Auftraggeberin bzw. einen einzigen Auftraggeber tätig sind
- und die Einnahmen aus der Tätigkeit 5/6 des Umsatzes einbringen.
Darüber hinaus wird in einem Prüfungsverfahren festgestellt, ob die Auftragnehmende bzw. der Auftragnehmer direkte Weisungen vom Auftraggebenden erhält, und dessen Arbeitsorganisation eingegliedert ist.
Weisungen sind Vorgaben zu:
- Arbeitszeit
- Arbeitsort
- Arbeitsdauer und
- Arbeitsausführung
Eine Eingliederung in die Arbeitsstruktur liegt zusätzlich dann vor, wenn…
- …ein fester Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt wird.
- …Überstunden sowie Ausfälle aufgrund von Krankheit oder Urlaub vergütet werden.
- …ein Anspruch auf Sozialleistungen besteht.
Was sind die Folgen der Scheinselbstständigkeit?
Scheinselbstständigkeit gilt als Betrug und wird daher von den Behörden entsprechend ernst genommen. Die Folgen einer Scheinselbstständigkeit sind daher sowohl für den Auftraggeber:innen als auch den Auftragnehmer:innen verheerend und können im Zweifel sogar existenzgefährdend sein. Umso wichtiger ist es, dass du diese Thematik im Hinterkopf behältst und regelmäßig dein eigenes Handeln überprüfst, um eine Scheinselbstständigkeit zu vermeiden.
Die Folgen für Auftraggeber
Wenn Auftraggeber:innen eine Scheinselbstständigkeit nachgewiesen wird, dann hat dies einige rechtliche Folgen.
Zuerst muss die angestellte Person offiziell angestellt werden. Das heißt, dass nun Kündigungsschutz sowie Urlaubsanspruch geltend wird und ein Gehalt gezahlt werden muss.
Zusätzlich müssen alle Sozialversicherungsbeiträge sowie die Lohnsteuer rückwirkend für die Dauer der Zusammenarbeit an die entsprechenden Stellen (Krankenversicherung, Finanzamt) nachgezahlt werden.
Das allein kann große Auswirkungen auf die Liquidität des Unternehmens haben, doch wenn dem Auftraggeber außerdem Vorsatz nachgewiesen werden kann, steht der Vorwurf der bewussten Steuerhinterziehung im Raum, was neben finanziellen auch rechtliche Konsequenzen haben kann.
Die Folgen für Auftragnehmer
Doch nicht nur die bzw. der Auftraggebende, sondern auch Selbstständige werden für eine Scheinselbstständigkeit zur Rechenschaft gezogen. Das bedeutet im ersten Schritt, dass die selbstständige Tätigkeit beendet und die freiberufliche Person fest beim Unternehmen angestellt wird.
Das klingt zwar erst einmal nicht besonders schlimm, aber darüber hinaus wird die Person ebenfalls als Schuldner:in angesehen. Das bedeutet, dass Arbeitgeber:innen anfallende Nachzahlungen an Lohnsteuer und Versicherungsbeiträgen von dem Gehalt der neueingestellten Person abziehen kann.
Schließlich müssen Selbstständige, die scheinselbstständig waren ihre Rechnungen berichtigen und eventuell berechnete Umsatzsteuer für ungültig erklären.
➡️ Umsatzsteuer als Freiberufler:in: Alles was du wissen musst
Wie kann ich Scheinselbstständigkeit vermeiden?
Scheinselbstständigkeit kann schnell zu einem echten Problem werden. Deswegen ist es ratsam, dass du dich früh mit den Kriterien auseinandersetzt und immer wieder überprüfst, ob du tatsächlich selbstständig arbeitest, oder dir eine Scheinselbstständigkeit nachgewiesen werden könnte.
Um dich selbst zu überprüfen, ob du als scheinselbstständig gelten könntest, kann dir die folgende Checkliste mit den gängigen Kriterien der Scheinselbstständigkeit weiterhelfen.
Scheinselbstständigkeit Checkliste
- Kannst du selbst entscheiden, wie du deine Arbeit erledigst?
- Kannst du selbst entscheiden, ob du Aufträge annimmst oder ablehnst?
- Kannst du den Umfang des Auftrags verhandeln?
- Verwendest du deine eigenen Materialien und deine eigene Ausstattung?
- Kannst du deine Arbeitszeit selbst bestimmen?
- Erhältst du Geld von verschiedenen Kunden und Kundinnen? (Vergiss’ nicht, dass das nicht mehr als 80% deiner Einnahmen ausmachen sollte)
- Wenn du im Moment nur einen Kunden oder Kundin hast, suchst du proaktiv nach neuen?
- Vermarktest du dich als unabhängige:n Auftragnehmer:in oder Selbstständige:n?
Wenn du auf eine dieser Fragen mit „nein” antwortest, dann solltest du dieses Problem lieber früher als später angehen, um eine Scheinselbstständigkeit zu vermeiden Eine Möglichkeit dafür ist zum Beispiel nach weiterer Kundschaft zu suchen und aktiv Akquise zu betreiben, damit dein Einkommen nicht nur von einer Kundin oder einem Kunden abhängig ist.
➡️ Mehr dazu, wie du Scheinselbstständigkeit vermeiden kannst, liest du hier.
Der Selbsttest: Bin ich scheinselbstständig oder nicht?
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