Materialwirtschaft: Effiziente Warenbewegungen in Unternehmen
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Die Materialwirtschaft vereint in sich sämtliche Teilprozesse der Material- und Warenbewegungen in Unternehmen – angefangen bei der Beschaffung, über Transport und Lagerung bis hin zu Fertigung, Distribution und Entsorgung.
Hier erfährst du, welche Bedeutung eine effiziente Materialwirtschaft hat und welche Aufgaben, Strategien, Konflikte und Tipps du beachten musst.
Definiton: Was ist Materialwirtschaft?
Die Materialwirtschaft umfasst als Teilgebiet der Betriebswirtschaft alle Prozesse, die mit Material- und Warenbewegung entlang der Fertigungs- und Lieferkette zusammenhängen – von Beschaffung bis hin zur Verteilung. Sie ist eng mit der Produktion und dem Vertrieb verzahnt und wirkt sich somit unmittelbar auf Gewinne und Unternehmensziele aus.
Gegenstand der Materialwirtschaft sind Materialien, auf die Unternehmen für ihre optimale Versorgung angewiesen sind. Dazu zählen:
- Rohstoffe wie Metalle, Holz, Kunststoffe, chemische Substanzen
- Hilfsstoffe wie Schrauben, Nägel, Klebstoffe, Verpackungsmaterialien, Reinigungsmittel oder Montageteile
- Betriebsstoffe wie Benzin, Strom, Reinigungsmittel, Kühlmittel, Schmieröle
- Halbfabrikate als Zwischenprodukte für den Produktionsprozess
Materialwirtschaft: Aufgaben und Prozesse im Überblick
Die Materialwirtschaft setzt sich aus einem komplexen Zusammenspiel aus Teilprozessen zusammen, die einen entscheidenden Wettbewerbsfaktor bilden. Je nahtloser und transparenter sie ineinandergreifen, desto besser für deine Kostenoptimierung, Versorgung, Fertigung und Nachhaltigkeit. Zu den einzelnen Prozessen zählen:
- Beschaffung: Zur Beschaffung in der Materialwirtschaft zählen alle Prozesse im Zusammenhang mit der Besorgung von Rohstoffen, Handelswaren, Hilfs-/Betriebsstoffen, Energieversorgung, Dienstleistungen sowie Investitionen. Die Beschaffung gliedert sich in Einzel- und Vorratsbeschaffung, Beschaffung gemäß ABC-Analysen sowie Just-in-Time. Auch die Lieferantensuche, Preisverhandlungen sowie Bestellung und Eingangskontrolle gehören dazu.
- Logistik und Transport: Mit Bereichen wie Transport- und Routenplanung, Lieferplänen, Transportkosten sowie Transportmethoden bilden Transport und Logistik einen zentralen Aspekt der Materialwirtschaft. Auch Intralogistik, also die Bewegung von Warenströmen innerhalb des Unternehmens oder Betriebsgeländes, zählt dazu.
- Lagerhaltung/-verwaltung: Zur Lagerhaltung zählen Aufgaben wie Lagerplatzverwaltung, Bestandsverwaltung/-planung/-kontrolle sowie Schutz von Lagerbeständen.
- Produktion, Entsorgung und Recycling: Die Produktion spielt hinsichtlich Zwischenlagerungen, Materialmengen, Transportwegen eine wichtige Rolle für die Materialwirtschaft. Das gilt auch für ordnungsgemäße Entsorgung oder Recyclingprozesse.
- Materialbedarfsplanung und -disposition: Die Ermittlung und Planung von Materialbedarf auf Basis von Prognosen, Lagerbeständen oder Fertigungsplänen gewährleistet, dass Materialien rechtzeitig zur Verfügung stehen.
- Materialdisposition: Die Disposition steht meist am Ende des Warenstroms. Hier spielen Aspekte wie pünktliche Verteilung und Auslieferung, Lieferanten und Speditionen sowie Verpackung und Automatisierung eine Rolle.
- Qualitätsmanagement: Durch lückenlose Überwachung, Transparenz und Kontrolle eingehender Materialien lassen sich höchste Qualitätsstandards entlang der Lieferkette gewährleisten.
Welche Bedeutung hat die Materialwirtschaft für Unternehmen?
Effiziente Waren- und Materialströme spielen eine wichtige Rolle für die Gewinn- und Prozessoptimierung und bieten durch Strukturierung, Schnelligkeit und Effizienz deutliche Wettbewerbsvorteile.
Mit einer optimierten Materialwirtschaft sorgst du für:
- Kosten- und Zeiteffizienz durch rentable Beschaffung, Lagerung und Distribution
- Pünktliche und bedarfsgerechte Bereitstellung von Materialien
- Effiziente Transport- und Logistikprozesse durch zuverlässige Lieferanten, Speditionen oder Fulfillment-Dienstleister
- Flexibilität und Reaktionsfähigkeit auch bei schwankender Nachfrage, dynamischem Marktumfeld oder Veränderungen in der Lieferkette
- Effiziente Ressourcen- und Materialplanung, Recycling sowie nachhaltige Prozesse führen zu einem geringeren ökologischen Fußabdruck und CO2-Reduzierung
- Maximierte Effizienz und Rentabilität durch detailliertes Monitoring sämtlicher Prozesse entlang des Warenstroms
Welche Zielkonflikte spielen für die Materialwirtschaft eine Rolle?
Die Materialwirtschaft sieht sich teilweise mit Zielen konfrontiert, die im Konflikt zueinanderstehen. Dazu zählen beispielsweise Aspekte wie die Vermeidung von Kapitalbindung und niedrige Beschaffungskosten. Für finanzielle Liquidität ist es wichtig, Lagerbestände zu begrenzen, um einer hohen Kapitalbindung vorzubeugen. Gleichzeitig lassen sich Beschaffungskosten meist nur durch Mengenrabatte beim Einkauf senken. Hier kommt es auf eine ganzheitliche Planung deiner Materialwirtschaft an, um konkurrierende Ziele nach Priorität zu bestimmen. Nur so vermeidest du hohe Kosten, ineffiziente Abläufe, Engpässe oder Stillstand.
Welche Auswirkungen hat eine schlechte Materialwirtschaft?
Die Folgen einer ineffizienten Materialwirtschaft äußern sich in:
- Hohe Beschaffungs- und Lagerhaltungskosten sowie hohe Produktionskosten
- Engpässe und Verzögerungen bei der Materialbeschaffung, die sich negativ auf die Kundenbindung und das Kundenvertrauen auswirken
- Kundenunzufriedenheit durch schlechte Qualität von Materialien und Produkten
- Nicht nachhaltige Prozesse, die zu Ressourcenverschwendungen, Umweltbelastung und damit einhergehend auch zu einem schlechten Unternehmensimage führen können
- Wettbewerbsnachteile durch lange Beschaffungs- und Lieferzeiten
💡Tipp von Accountable: Für eine effiziente Materialwirtschaft kommt es auch auf eine ordnungsgemäße, übersichtliche Buchhaltung an. Accountable nimmt dir hierbei wichtige Aufgaben durch eine intuitive Bedienoberfläche ab, die eine intuitive, digitale Steuer- und Finanzplanung ermöglicht – inklusive Steuererklärungen und Rechnungserstellung.
Tipps zur Optimierung der eigenen Materialwirtschaft
Materialwirtschaft ist für viele Unternehmen essenziell – ganz gleich, ob du dich mit einem Handwerksunternehmen selbstständig machst, in der Autoindustrie ein Startup gründest oder in anderen Bereichen tätig bist. Wenn du von Material- und Warenströmen abhängig bist, dann helfen dir folgende Tipps deine Materialwirtschaft zu optimieren:
- Digitalisierung nutzen: Digitale Anwendungen für Steuerung, Kontrolle und Optimierung von Warenbewegungen, Einkäufen, Lagerbeständen und Inventuren steigern die Effizienz und Automatisierung. So bietet dir eine Materialwirtschaft mit SAP-Anwendungen wie SAP MM, SAP EWM oder SAP ERP Central Component (ECC) viele Vorteile. Auch mobile Lösungen spielen eine wichtige Rolle, mit denen du Posten laufend dokumentierst und Bedarf einfach per App anmeldest und bestellst.
- Automatisierung nutzen: Durch moderne digitale Anwendungen kannst du knappe Bestände automatisch ermitteln und nachbestellen, Kennzahlen in Reports darstellen, Abrechnungen automatisieren und vielfältige Prozesse überwachen.
- Monitoring und Kennzahlen: Durch angemessene Monitoring- und Kontrollmechanismen digitaler ERP- und Warenwirtschaftslösungen lassen sich Materialbedürfnisse, ineffiziente Prozesse und Einsparpotenziale ermitteln. Mit der Analyse von Kennzahlen wie Bestellkosten, Lagerumschläge, Lagerdauer oder Materialintensität sowie Echtzeit-Tracking kannst du die Rentabilität von Prozessen zudem in Echtzeit messen.
- Schnittstellen zu anderen Bereichen beachten: Bedenke, dass die Materialwirtschaft kein hermetisch abgeschlossener Bereich ist, sondern Schnittstellen zu anderen Unternehmensbereichen wie Produktion, Finanzbuchhaltung oder Controlling aufweist. So spielen Kostenkalkulationen für Stückpreise, Einstandspreise oder GLD-Preise eine wichtige Rolle für Materialbewertungen und Bilanzpositionen. Für das Controlling ist wiederum der bewertete Materialverbrauch für Preis- und Mengenabweichungen oder Ausschussbewertungen zu ermitteln.
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