Wenn du als Freiberufler:in arbeitest, stellt sich früher oder später die Frage: Brauche ich ein separates Geschäftskonto oder reicht mein privates Girokonto? Anders als Gewerbetreibende bist du nicht verpflichtet, ein Geschäftskonto zu führen. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Vorteile hat – ganz im Gegenteil.
In diesem Artikel erfährst du, worauf du bei der Wahl eines Geschäftskontos achten solltest, welche Alternativen es gibt und wann sich ein separates Konto für dich lohnt.
Bevor du dich für ein Geschäftskonto entscheidest, solltest du wissen, ob du überhaupt als Freiberufler:in oder als Gewerbetreibende:r giltst – denn das macht einen wichtigen Unterschied, nicht nur steuerlich, sondern auch bei der Notwendigkeit eines Geschäftskontos.
Freiberufler:innen sind Selbstständige, die eine katalogisierte oder katalogähnliche Tätigkeit nach § 18 des Einkommensteuergesetzes (EStG) ausüben. Dazu gehören zum Beispiel:
Der große Unterschied: Freiberufler:innen brauchen keine Gewerbeanmeldung. Sie unterliegen nicht der Gewerbesteuer und melden sich stattdessen direkt beim Finanzamt als Freiberufler:in an.
➡️ Auf in die Freiberuflichkeit: Die wichtigsten Begriffe zum Start
Gewerbetreibende, also Menschen mit einem angemeldeten Gewerbe, sind meist verpflichtet, ein Geschäftskonto zu führen – vor allem, wenn sie eine Kapitalgesellschaft (z. B. GmbH oder UG) gegründet haben. Für Einzelunternehmer:innen und Personengesellschaften gibt es keine strikte Pflicht, aber viele Banken untersagen die geschäftliche Nutzung eines privaten Girokontos in ihren AGB.
Freiberufler:innen sind hier im Vorteil: Da sie kein Gewerbe anmelden müssen, dürfen sie theoretisch auch ihr privates Girokonto für geschäftliche Transaktionen nutzen – aber das ist nicht immer die beste Lösung. Auch für sie bietet sich in der Regel ein eigenes Geschäftskonto an. Mehr dazu in unserem umfassenden Geschäftskonto-Guide an.
Auch wenn du als Freiberufler:in nicht dazu verpflichtet bist, ein Geschäftskonto zu führen, bringt es dir einige Vorteile – besonders in den Bereichen Finanzorganisation, Steuererklärung und Professionalität. Hier sind die wichtigsten Punkte, warum sich ein separates Konto für dich lohnen kann:
Mit einem Geschäftskonto musst du nicht mehr überlegen, ob eine Abbuchung privat oder beruflich war – die Trennung erfolgt automatisch. Das erspart dir Zeit und vermeidet Fehler, wenn du deine Buchhaltung machst oder eine Steuerprüfung ansteht.
Viele Banken bieten Geschäftskonten mit integrierten Buchhaltungstools oder Schnittstellen zu Programmen wie Accountable, lexoffice, sevDesk oder DATEV an. So kannst du Zahlungseingänge und -ausgänge direkt mit deiner Buchhaltung synchronisieren – und das reduziert den Aufwand für die Steuererklärung erheblich.
Ein Geschäftskonto wirkt seriöser, wenn du Rechnungen stellst oder Honorare erhältst. Überweisungen von einem Konto mit deinem Firmen- oder Klarnamen hinterlassen einen professionelleren Eindruck als Zahlungen von einem privaten Konto. Manche Auftraggeber:innen verlangen sogar explizit eine geschäftliche Kontoverbindung.
Wenn alle geschäftlichen Einnahmen und Ausgaben über ein Konto laufen, hast du eine bessere Übersicht über deine Finanzen. Du kannst z. B. leichter erkennen, welche Kund:innen noch nicht gezahlt haben oder wie hoch deine monatlichen Fixkosten sind.
Viele Geschäftskonten bieten Extras, die für Freiberufler:innen besonders nützlich sind:
Hinweis von Accountable: Auch wenn du kein Geschäftskonto haben musst, bringt es dir eine Menge Vorteile. Gerade in steuerlicher Hinsicht und für die Übersicht deiner Finanzen kann es dir langfristig viel Arbeit abnehmen.
➡️ Weitere Vorteile findest du in unserem Artikel Geschäftskonto für Selbstständige, Freelancer und Freiberufler: Das solltest du wissen
Nicht jedes Geschäftskonto ist automatisch eine gute Wahl – und als Freiberufler:in hast du andere Bedürfnisse als ein großes Unternehmen. Hier sind die wichtigsten Kriterien, auf die du achten solltest:
Viele Banken verlangen für Geschäftskonten monatliche Kontoführungsgebühren. Diese liegen meist zwischen 0 und 15 Euro pro Monat, abhängig von den enthaltenen Leistungen. Prüfe genau:
Manche Direktbanken und FinTechs bieten sogar kostenlose Geschäftskonten für Selbstständige an, solange du sie rein digital nutzt.
Als Freiberufler:in erledigst du wahrscheinlich viele deiner Finanzgeschäfte am Computer oder per Smartphone. Deshalb ist ein gutes Online-Banking entscheidend. Achte darauf, dass das Geschäftskonto Schnittstellen zu Buchhaltungstools wie Accountable, DATEV, lexoffice oder sevDesk bietet. Das spart dir Zeit bei der Steuererklärung.
Überlege, ob du eine geschäftliche Kreditkarte brauchst. Falls du viele berufliche Ausgaben hast, kann eine Firmenkreditkarte helfen, diese sauber von privaten Käufen zu trennen. Manche Banken bieten Kreditkarten kostenlos an, andere verlangen eine jährliche Gebühr.
➡️ Kreditkarte oder Debitkarte: Welche eignet sich für Freelancer?
Einige Geschäftskonten bieten Unterkonten oder Pockets, mit denen du dein Geld besser verwalten kannst. Du kannst z. B. ein Unterkonto für Steuerrücklagen anlegen oder Einnahmen aus verschiedenen Projekten getrennt verwalten.
Falls du regelmäßig Bargeld einzahlst, solltest du darauf achten, dass das Konto Einzahlungsoptionen bietet – das ist bei vielen Online-Banken nicht möglich.
➡️ Geschäftskonto-Vergleich: 11 Business-Konten für Selbstständige und Freelancer
Auch wenn ein Geschäftskonto für Freiberufler:innen nicht verpflichtend ist, kann es dir steuerlich einige Vorteile bringen – besonders bei der Umsatzsteuer, Einkommenssteuer und Buchhaltung.
Ob du als Freiberufler:in umsatzsteuerpflichtig bist oder nicht, hängt von deiner Tätigkeit und deinem Umsatz ab:
Solltest du jemals in eine Betriebsprüfung kommen, kann das Finanzamt verlangen, dass du deine geschäftlichen Kontobewegungen nachweist. Wenn du dein privates Konto nutzt, kann es schwierig werden, berufliche und private Transaktionen auseinanderzuhalten. Mit einem Geschäftskonto hast du diese Problematik nicht und bist auf der sicheren Seite.
Mit einem separaten Geschäftskonto kannst du Steuern direkt zurücklegen. Eine bewährte Methode ist es, für jeden Zahlungseingang automatisch einen Prozentsatz für Steuern auf ein Unterkonto zu verschieben. So kommt es am Jahresende nicht zu bösen Überraschungen, wenn die Steuerlast fällig wird.
Tipp von Accountable: Zwar verlangt das Finanzamt nicht explizit, dass du als Freiberufler:in ein Geschäftskonto führst – doch es kann dir viel Arbeit ersparen. Besonders bei steuerpflichtigen Einnahmen, Umsatzsteuerzahlungen und Steuerprüfungen kann ein separates Konto den Verwaltungsaufwand reduzieren und mehr Ordnung in deine Finanzen bringen.
Ob ein Geschäftskonto für dich sinnvoll ist, hängt vor allem von deiner Arbeitsweise, deinem Umsatz und deinem Verwaltungsaufwand ab. Hier eine kurze Entscheidungshilfe:
Ja, ein Geschäftskonto lohnt sich, wenn... | Du kannst auf ein Geschäftskonto verzichten, wenn... |
du regelmäßig Rechnungen stellst und einen klaren Überblick über deine Finanzen behalten willst. du umsatzsteuerpflichtig bist und regelmäßig Steuerzahlungen leistest. du deine Buchhaltung effizienter gestalten und Zeit sparen möchtest. du einen professionellen Auftritt gegenüber Kund:innen und Geschäftspartner:innen anstrebst. | du nur sehr wenige geschäftliche Transaktionen hast und privat alles mitverwaltest. du als Kleinunternehmer:in tätig bist und ohnehin keine Umsatzsteuer abführen musst. deine Bank die geschäftliche Nutzung eines privaten Girokontos erlaubt (unbedingt AGB prüfen!). |
📝 Checkliste: Ist ein Geschäftskonto für dich sinnvoll?
✅ Hast du regelmäßig geschäftliche Einnahmen und Ausgaben?
✅ Musst du Umsatzsteuer abführen und Vorauszahlungen leisten?
✅ Möchtest du eine einfache Buchhaltung mit Steuer-Schnittstellen nutzen?
✅ Legst du Wert auf eine professionelle Außenwirkung?
Wenn du die meisten Fragen mit „Ja“ beantwortet hast, ist ein separates Geschäftskonto eine sinnvolle Investition. Es muss nicht teuer sein – mittlerweile gibt es viele günstige oder sogar kostenlose Geschäftskonten, die speziell auf Freiberufler:innen zugeschnitten sind.
➡️ Unser Tipp: Accountable Banking – dein kostenloses Geschäftskonto mit voller Integration in die Accountable Steuer-App.
Sophia Merzbach
Sophia ist seit vielen Jahren Teil des Accountable-Teams und verbindet journalistische Genauigkeit mit handfestem Steuerwissen.
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