Was muss ich als Amazon Verkäufer über das Thema Steuern wissen?
Lesezeit 4 Minuten
Das Thema Steuern ist auch für Amazon Verkäufer wichtig und du solltest dich unbedingt rechtzeitig um die korrekte Registrierung und Angabe deiner Steuern kümmern. Für viele sind die komplexen Steuergesetze in Deutschland allerdings durchaus abschreckend. Aber keine Angst, wir fassen für dich in diesem Artikel die wichtigsten Regeln zusammen, damit du unbesorgt dein Amazon Business betreiben kannst.
Amazon Verkäufer: Steuern im Überblick
Da die wenigsten Amazon Verkäufer gleich eine GmbH gründen, beschränken wir uns in diesem Artikel auf alle Informationen, die du als Einzelunternehmer brauchst. Bei einer GmbH ist das Thema wesentlich komplizierter und du solltest in diesem Falle unbedingt einen Steuerberaters konsultieren.
💡 Tipp von Accountable: Du bist dir nicht sicher, ob du eine GmbH gründen solltest? In diesem Artikel findest du die Antwort!
Einkommensteuer
Die Einkommensteuer wird jährlich durch die Steuererklärung ermittelt und anschließend an das Finanzamt abgeführt wird. Wie der Name schon sagt, bezieht sich dieser Betrag auf dein Einkommen, also deinen Gewinn (Einnahmen minus Ausgaben).
Gewinne müssen in Deutschland erst versteuert werden, wenn der Grundfreibetrag von 9.744€ (Stand 2021) überschritten wurde. Für Ehepaare verdoppelt sich dieser Betrag auf 19.488€. Wenn dein Einkommen diesen Freibetrag übersteigt, musst du deine Gewinne jährlich versteuern. Die Höhe deiner Steuern (der Steuersatz) wird anhand deines Gewinns ermittelt.
Bei einem zu versteuernden Einkommen (Stand 2021) von 9.740€ beträgt die Einkommensteuer 0€, bei 12.000€ liegt die Einkommensteuer schon bei 366€ und erreicht bei 39.000€ die Höhe von 7.990€. Ab einem jährlich zu versteuernden Einkommen von 57.919€ wird der Spitzensteuersatz von 42% angewandt. Dies bedeutet, dass jeder Euro über dieser Einkommensgrenze mit 42% versteuert wird.
💡 Tipp von Accountable: Auch wenn dein Gewinn unter 9.744€ liegt, musst du eine Steuererklärung abgeben. Nur so kannst du dem Finanzamt beweisen, dass deine Einnahmen noch unter dem Grundfreibetrag liegen.
Umsatzsteuer
Sofern du nicht von der Kleinunternehmerregelung Gebrauch macht, musst du auf deinen Rechnungen auch die Umsatzsteuer ausweisen. Diese wird monatlich oder quartalsweise an das Finanzamt abgeführt. Die Umsatzsteuer kann je nach verkauftem Produkt 19% oder 7% betragen. Der ermäßigte Steuersatz von 7% gilt beispielsweise für folgende Produkte:
- Nahrungsmittel und manche Getränke
- Diverse landwirtschaftliche Produkte
- Bücher und Zeitschriften
Falls deine Produkte nicht einer dieser Gruppen zuzuordnen sind, dann zahlst du die volle Umsatzsteuer von 19%.
💡 Tipp von Accountable: Wann genau welche Umsatzsteuersätze gelten, erfährst du hier,
Amazon FBA Seller – Checkliste zum Thema Steuern
Folgende Punkte solltest du überprüfen, bevor du deine Tätigkeit auf Amazon beginnst und nachdem du bereits Waren verkaufst.
Vor dem Start
- Gilt für dich die Kleinunternehmerregelung oder die Regelbesteuerung?
- Steuernummer und Umsatzsteuer-ID beantragen
- Steuerbescheinigung (22f) beantragen
- Umsatzsteuer-ID bei Amazon hinterlegen
- Steuerbescheinigung bei Amazon hinterlegen
Spätestens ab dem Verkauf
- Sorgfältige Buchführung machen
- Ggf. einen Steuerberater suchen
- Eine Umsatzsteuervoranmeldung abgeben (falls erforderlich)
- Jährlich eine Steuererklärung einreichen
Kleinunternehmerregelung für Amazon Verkäufer
Die Kleinunternehmerregelung befreit angehende Unternehmer von der Umsatzsteuerpflicht. Konkret bedeutet dies, dass du dich als Kleinunternehmer nicht um die Umsatzsteuervoranmeldung kümmern musst. Du schreibst deinen Kunden also Netto-Rechnungen, bezahlst im Gegenzug aber Umsatzsteuer für alle Eingangsrechnungen.
Für Freelancer macht die Kleinunternehmerregelung durchaus Sinn. Für Amazon Händler ist diese Regel jedoch meist weniger sinnvoll. Hierfür gibt es mindestens zwei Gründe:
1. Viele Amazon Verkäufer importieren Waren aus dem Ausland
Sobald du Waren aus dem Ausland nach Deutschland importierst, musst du die sogenannte Einfuhrumsatzsteuer bezahlen. Dafür benötigst du eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer und unterliegst damit automatisch den Regelungen des Umsatzsteuergesetzes.
Wenn du Waren aus einem Drittland importierst, musst du somit Umsatzsteuer auf den Warenwert, also den gesamten Einkaufspreis bezahlen. Als Kleinunternehmen bekommst du diesen Betrag nicht zurückerstattet.
2. Umsatzgrenze bei der Kleinunternehmerregelung
Wenn du die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nimmst, darf dein Umsatz im vorangegangen Jahr 22.000€ nicht überstiegen haben. Was viele nicht wissen: Diese Zahl senkt sich mit den Monaten. Wenn du also im September dein Business startest, darfst du in diesem Jahr nur noch 7.333€ Umsatz machen.
Wenn deine Marge 25% beträgt, würdest du bei einem Umsatz von 7.333€ also ca. 1.833€ Gewinn in einem Jahr machen. Für den Aufwand, den du hast, lohnt sich das kaum.
Steuernummer und Umsatzsteuer ID beantragen
Generell musst du dich beim Finanzamt steuerlich registrieren lassen. Hierbei erhältst du eine Steuernummer und eine Umsatzsteuer-ID, die du für die Kommunikation mit dem Finanzamt bzw. zur Abführung der Umsatzsteuer dringend benötigst.
Beide Nummern beantragst du über dasselbe Formular (Fragebogen zur steuerlichen Erfassung). Das Formular bekommst du bei deinem zuständigen Finanzamt und kannst es vor Ort am besten zusammen mit einem Mitarbeiter ausfüllen. Nachdem du das ausgefüllte Formular abgegeben hast, erhältst du deine Steuernummer und Umsatzsteuer-ID per Post.
💡 Tipp von Accountable: Den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung kannst du auch ganz einfach online ausfüllen und abschicken. Hier geht’s zum Formular.
Steuerbescheinigung 22f
Weiterhin ist eine Steuerbescheinigung zwingend erforderlich, um auf Amazon zu verkaufen. Die Steuerbescheinigung 22f beweist, dass du als Unternehmer ordnungsgemäß deine Steuern zahlst. Diese Steuerbescheinigung kannst du direkt bei deinem Finanzamt beantragen und musst sie anschließend bei Amazon hochladen.
Steuererklärung für Amazon Verkäufer
In der jährlichen Steuererklärung gibst du an, welche Ausgaben dein Unternehmen über das Geschäftsjahr hatte und wie viel Umsatz dein Unternehmen gemacht hat. Teil der Steuererklärung ist die Gewinnermittlung, aus der sich dann auch dein letztendlicher Steuersatz (siehe Einkommensteuer) errechnet.
Die Abgabefrist für Personen, die ihre Steuererklärung selber machen, ist der 31. Juli des Folgejahres. Wenn dir ein Steuerberater hilft, hat dieser Zeit bis zum 28/29. Februar des übernächsten Jahres.
Was ist beim Warenimport aus dem Ausland zu beachten?
Mittlerweile gibt es ein riesiges Angebot für Waren, die günstig in anderen Ländern (z.B. China) produziert werden. Neben vielen Webseiten, die direkt aus dem Ausland exportieren, kannst du als Händler auch auf eBay oder anderen Auktionsseiten günstige Produkte aus anderen Ländern importieren. Dies klingt natürlich verlockend, doch wie sieht es aus mit den Steuern und Zollkosten, wenn du Waren aus dem Ausland bestellst?
Die Einfuhrumsatzsteuer bei einem Import
Ein zentraler Kostenfaktor ist die Einfuhrumsatzsteuer, die sich auf den Warenwert bezieht. Der Warenwert umfasst dabei den Produktpreis (inklusive ausländischer Umsatzsteuer), also auch die Kosten für den Versand. Da beim Import aus dem Ausland meist nicht in Euro, sondern in Dollar bezahlt wird, muss dieser Betrag noch in Euro umgerechnet werden. Dazu wird der Umrechnungskurs des deutschen Zolls verwendet.
Zollkosten ab 150 Euro Warenwert
Zollkosten werden erst ab einem Warenwert von 150€ berechnet. Alle Waren unter diesem Betrag sind zollfrei. Bei großen Bestellungen müssen dann die jeweiligen Zollkosten recherchiert werden, welche sich je nach Warengattung unterscheiden. Die Prozentsätze reichen von 0% bis zu knapp 18%, für eine genaue und aktuelle Auflistung empfiehlt es sich, die Webseite des deutschen Zolls zu besuchen.
Fazit
Als Amazon Verkäufer gibt es eine Reihe von Regelungen beim Thema Steuern zu beachten. Daher ist es wichtig, dass du von Anfang an professionell an die Sache rangehst und prüfst, ob du beispielsweise als Kleinunternehmer mit Regelbesteuerung verkaufst. Dies kann einen großen Einfluss auf deine Finanzen haben.
Im Zweifelsfall solltest du dich an einen Steuerberater wenden, um am Ende nicht zu viel oder zu wenig Steuern zu zahlen. Grundsätzlich zahlt es sich aus, von Beginn an das Thema Steuern im Blick zu haben. Übrigens: Mit Accountable erledigst du deine Steuern bereits ab dem ersten Verkauf ganz professionell – und das kostenlos!
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