Wie viel Geld sollte ich als Selbständiger für Steuern beiseitelegen?

Der Weg in die Selbstständigkeit ist nicht leicht. Denn zu dem finanziellen Risiko und der in der Regel hohen Arbeitsbelastung kommt auch noch das zeitaufwendige Thema Steuern, mit dem sich jeder Freiberufler zwangsläufig auseinandersetzen muss.

Viele Selbstständige sind daher gerade anfangs verunsichert, wie viel ihrer Einnahmen sie für die Steuer zurücklegen sollen. Deswegen findest du in diesem Artikel eine Übersicht über die Steuern, die auf dich zukommen.

Welche Steuern müssen Selbstständige bezahlen?

Jede in Deutschland erwerbstätige Person muss Steuern an das Finanzamt entrichten. Egal welcher selbstständigen Tätigkeit du nachgehst, Einkommensteuer – und in der Regel auch die Umsatzsteuer – musst du auf jeden Fall zahlen. 

Von der Zahlung der Umsatzsteuer kannst du dich allerdings befreien, wenn du von der Kleinunternehmerregelung Gebrauch machst. Das kann gerade im ersten Jahr nach der Gründung des Unternehmens für dich von Vorteil sein. Näheres dazu weiter unten im Beitrag. 

Wenn du ein Gewerbe betreibst, wird außerdem zusätzlich die Gewerbesteuer fällig. 

Selbstständigkeit anmelden: Bin ich ein Freiberufler oder ein Gewerbetreibender?

Suchst du den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung?

Bereit, in die Selbstständigkeit zu starten? Dann findest du hier den kostenlosen und offiziellen Fragebogen. Einfach ausfüllen und direkt ans Finanzamt übermitteln.

Einkommensteuer für Selbstständige erklärt 

Einkommenssteuer muss auf jedes erwirtschaftete Einkommen bezahlt werden. Der anfallende Steuersatz richtet sich dabei prozentual nach deinem Einkommen. Der Höchststeuersatz liegt jedoch bei 42%. Wichtig zu wissen ist, dass sich die Einkommensteuer auf den Gewinn bezieht. Daher ist es wichtig, alle Unternehmensausgaben korrekt und vollständig in deiner Einkommensteuererklärung anzugeben, um so die Steuerlast im besten Falle ein wenig zu mindern.

Steuern sparen: 7 Geschäftsausgaben, die Selbständige von der Steuer absetzen können

Aktuell (2024) liegt der Freibetrag für die Einkommensteuer bei 11.604 Euro für ledige Selbstständige. Das bedeutet, dass erst für jeden Euro über dieser Grenze Einkommensteuer bezahlt werden muss. Erwirtschaftet ein lediger Unternehmer im Steuerjahr 2024 zum Beispiel 25.000 Euro Gewinn, liegt die Bemessungsgrundlage der Einkommensteuer bei 13.396 Euro. 

Die Einkommensteuer wird in den ersten Jahren des Unternehmens noch rückwirkend mit der Steuererklärung erhoben. Hat das Finanzamt erst einmal einen Überblick über deine Einkünfte, wird die Einkommensteuer im Voraus fällig und ist pro Quartal als Einkommensteuervorauszahlung zu entrichten. Du bekommst dazu einen Brief von deinem Finanzamt, in dem die Höhe deiner zu entrichtenden Vorsteuer festgelegt wird.

Brutto-Netto-Rechner für Selbstständige

Wenn du unsicher bist, wie viel Prozent deines Einkommens du für die Einkommensteuer zurücklegen solltest, nutzt du am besten einen Einkommensteuerrechner, wie er zum Beispiel vom Bundesministerium für Finanzen angeboten wird. 

Du kannst auch mit diesem kostenlosen Steuerrechner für Selbstständige berechnen, wie hoch dein Einkommen sein muss. Erfahre in weniger als 2 Minuten, wie viel du als Selbstständiger netto verdienen würdest und wie viel Steuern du zahlen müsstest.

💡 Tipp von Accountable: Auch unsere Steuersoftware und App berechnet dir immer genau, wie viel Geld du von deinen Einnahmen behalten kannst und wie viel du für Steuern zurücklegen musst. Du kannst damit auch deine Steuererklärung vorbereiten und direkt ans Finanzamt schicken.

Exkurs: Der Soli

Zusätzlich zu der Einkommensteuer musstest du außerdem bisher 5,5% Solidaritätszuschlag, kurz Soli genannt, bezahlen. Ursprünglich wurde der Soli eingeführt, um die Kosten des Golfkriegs zu tragen und wirtschaftlich schwächere Länder in der EU zu unterstützen. Heute dient der Solidaritätszuschlag hauptsächlich dazu, die Kosten der deutschen Wiedervereinigung zu decken. 

2020 wurde allerdings im Bundestag beschlossen, dass der Solidaritätsbeitrag ab 2021 weitgehend entfallen soll und nur noch von Spitzenverdienern entrichtet werden muss.     

Gewerbesteuer für selbstständige Gewerbetreibende

Betreibst du als Selbstständige:r ein Gewerbe, wird zusätzlich eine Gewerbesteuer erhoben. Der Prozentsatz der Gewerbesteuer ist abhängig von der jeweiligen Gemeinde, in der dein Gewerbe angemeldet ist. Den genauen Prozentsatz kannst du bei deinem örtlichen Finanzamt erfragen und dementsprechend in deiner Finanzplanung berücksichtigen. 

Der Freibetrag von 24.500 Euro gilt allerdings deutschlandweit. Behalte also am besten deine Einnahmen und Ausgaben stets im Blick und überprüfe, ob du diesen Freibetrag überschreitest. Sobald das der Fall ist, solltest du einen Teil deines Einkommens für die Gewerbesteuer zurücklegen. 

Selbstständige und die Umsatzsteuer 

Als Unternehmer musst du in der Regel Umsatzsteuer auf deine Waren oder Dienstleistungen ausweisen und diese wiederum an das Finanzamt abtreten. Anders als bei der Einkommensteuer oder Gewerbesteuer wird die Umsatzsteuer zusätzlich zum Rechnungsbetrag erhoben und auch auf der Rechnung so ausgeführt. 

Üblicherweise liegt die Umsatzsteuer bei 19% bzw. 7% für bestimmte Leistungen, die einem ermäßigten Steuersatz unterliegen. 

Das Gute an der Umsatzsteuer ist, dass du sie nicht nur selbst an das Finanzamt abführen musst, sondern auch deine gezahlte Umsatzsteuer auf betrieblich notwendige Anschaffungen vom Staat zurückbekommen kannst. Dabei wird die Umsatzsteuer, die du als Selbstständige:r für Güter und Dienste bezahlst, von der Umsatzsteuer, die du selbst zahlen musst, abgezogen. 

Beispiel 1: 

Du bist selbstständige:r Schmuckdesigner:in und stellst Schmuck her. Um den Schmuck produzieren zu können, musst du Materialien wie Silber, Schmucksteine, Verpackungsmaterial und Ähnliches einkaufen. Für diese Waren bezahlst du Umsatzsteuer, die du in deiner Umsatzsteuervoranmeldung geltend machen kannst.

Beispiel 2:

Du schreibst eine Rechnung über 100 Euro und erhebt zusätzlich dazu 19 Prozent Umsatzsteuer, also 19 Euro. Dein Kunde bezahlt demnach 119 Euro. Die 19 Euro Umsatzsteuer zahlst du an das Finanzamt. Anders als bei der Einkommenssteuer variiert hier der Prozentsatz nicht auf Basis der Bemessungsgrundlage sondern bleibt immer gleich.  

Exkurs: Die Kleinunternehmerregelung

Kleinunternehmer, die im ersten Jahr ihrer Selbstständigkeit weniger als 22.000 Euro verdient haben und im Folgejahr nicht mehr als 50.000 Euro Umsatz erwarten, können sich von der Umsatzsteuer befreien lassen. Dafür musst du entweder direkt bei der Anmeldung deiner selbstständigen Tätigkeit im Fragebogen zur steuerlichen Erfassung die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nehmen oder die Anwendung dieser Ausnahme nachträglich bei deinem Finanzamt beantragen.

Außerdem musst du auf deinen Rechnungen explizit darauf hinweisen, dass du von der Umsatzsteuer ausgenommen bist und darfst diese natürlich auch nicht erheben. Die Kleinunternehmerregelung gilt auch bei selbstständigen nebenberuflichen Tätigkeiten.

💡 Tipp von Accountable: Mit dem in unserer App integrierten Foto-Scanner kannst du ganz einfach deine Rechnungen digital abspeichern. So bist du stets darüber informiert, wie viel Umsatzsteuer du für deine Betriebsausgaben geltend machen kannst. 

Hier findest du mehr Infos zur Kleinunternehmerregelung

Fazit: Wie viel Geld sollte ich als Selbstständige:r für Steuern im 1. Jahr zur Seite legen?

Umsatz- und Gewinnplanung ist im ersten Jahr nach der Gründung nicht ganz einfach. Wie viel Geld du für deine Steuern einplanen solltest hängt davon ab, welche Art von Unternehmen du hast und welche Steuern demnach für dich anfallen. 

Da im ersten Steuerjahr deiner Selbstständigkeit ein Großteil deiner Steuern rückwirkend bezahlt wird, musst du zum Glück nicht in Vorkasse gehen. Wenn du allerdings nachlässig wirst und zu viel deines Einkommens ausgibst, ohne Geld für die Steuer beiseite zu legen, kann es zu einem bösen Erwachen kommen. 

Bedenke auch, dass nach dem ersten Steuerjahr viele deiner Steuerabgaben im Voraus zu leisten sind. Plane diese Vorauszahlungen am besten bereits in deine Rücklagen ein, um für die ersten ein bis zwei Monate nach der Umstellung gerüstet zu sein. 

Behalte deine Einnahmen und Ausgaben stets im Blick und mache dich mit den Freibeträgen vertraut um zu wissen, ab wann, welche Steuer fällig ist und wie hoch sie ausfällt. Kostenlose Apps wie Accountable können dabei sehr hilfreich sein.

➡️ Auf in die Freiberuflichkeit: Die wichtigsten Begriffe zum Start

FAQ Selbstständig was bleibt übrig

Wie viel Abzüge hat man als Selbstständiger?

Wie viel von deinem Gewinn als Selbstständiger nach Abzügen bleibt, hängt von deiner Geschäftsstruktur und anderen individuellen Faktoren ab, z.B.:

  1. Einkommensteuer: Selbstständige müssen Einkommensteuer auf ihr Gewinneinkommen zahlen. Umso höher dein Einkommen, desto höher ist auch dein Steuersatz.
  2. Umsatzsteuer: Wenn du umsatzsteuerpflichtig bist, musst du diese auf deine Umsätze erheben und an das Finanzamt abführen.
  3. Gewerbesteuer: Als Gewerbetreibende:r musst du Gewerbesteuer zahlen. Die Höhe der Gewerbesteuer kann von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich sein.
  4. Sozialversicherungsbeiträge: Selbstständige müssen Sozialversicherungsbeiträge für die Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung selbst zahlen.

Wie viel Umsatz muss ich als Selbstständiger machen?

Berechne, wie viel Gewinn du machst, indem du deine beruflichen Ausgaben von deinen Einnahmen abziehst. Dann berechne, wie viel Geld dir tatsächlich nach allen Abzügen zum Leben bleibt. Von deinem Gewinn musst du neben eventuellen anderen individuellen monatlichen Ausgaben diese Dinge abziehen:

  1. Sozialversicherungsbeiträge für Krankenversicherung, Rentenversicherung etc.
  2. Lebenshaltungskosten wie Miete, Fahrtkosten etc.
  3. Einkommensteuer am Ende des Jahres

Wie viel Geld bekommt man wenn man selbstständig ist?

Das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen von Selbstständigen variiert stark. In Hamburg kannst du bis zu 6.922 Euro verdienen, in den neuen Bundesländern liegt es unter 5.000 Euro. Um zu wissen, wie viel Geld du mit deiner selbstständigen Tätigkeit verdienen kannst, musst du deinen Stundensatz berechnen und wissen, wie viel Geld du brauchst, um deine Kosten zu decken. Arbeitest du 90 Stunden im Monat und du zahlst monatlich z.B. 6.000 Euro für Versicherungen, Miete etc., muss dein Stundensatz mindestens 66 Euro netto betragen, um keinen Verlust zu machen.

💡Haben dir diese Infos weitergeholfen? Dann klicke hier und teste das Accountable Steuerprogramm. Du kannst die App und Web Version 14 Tage kostenlos nutzen und damit deine komplette Buchhaltung und alle Steuererklärungen als Selbstständiger erledigen.


Tino Keller
Aktualisiert am

Tino hat bereits zwei Unternehmen aufgebaut und kennt daher die Herausforderungen für Selbstständige aus erster Hand. Mit Accountable möchte er Steuern so einfach wie möglich machen.
Wenn er nicht arbeitet, genießt Tino ein schönes Asado mit einem Glas Malbec und feiert den einen oder anderen Sieg seiner Lieblingsfußballmannschaft 1. FC Köln

Exit mobile version