Wenn das Finanzamt eine Steuernachzahlung verlangt, kann es besonders für Selbständige und kleine Unternehmen schnell finanziell eng werden. Hier verraten wir dir, welche Ursachen eine Steuernachzahlung haben kann und was du tun kannst, um Steuernachforderungen zu vermeiden.
Wie kommen Steuernachforderungen zustande?
Eine Steuernachforderung entsteht grundsätzlich immer dann, wenn du im vergangenen Jahr zu wenig Steuern an das Finanzamt gezahlt hast. Das kann verschiedene Gründe haben:
- Unerwartet hohe Einnahmen: Falls du deutlich mehr verdient hast, als erwartet, musst du in der Regel mit einer Steuernachzahlung rechnen. Das liegt an den steuerlichen Vorauszahlungen, die du als Selbstständige:r quartalsweise an das Finanzamt zahlen musst. Diese beruhen auf deinem geschätzten Jahresgewinn. Fällt dieser deutlich höher aus, hast du über das Jahr verteilt automatisch zu wenig Steuern gezahlt.
- Nicht anerkannte Pauschalen: Zu den Pauschalen, die du in deiner Steuererklärung angeben kannst, gehört z.B. die Werbungskostenpauschale. Hast du Werbungskosten angegeben, die nicht anerkannt wurden, weil diese z.B. nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprechen, kann das, je nach Höhe, ebenfalls zu einer Steuernachforderung führen.
- Sonderausgaben nicht angegeben: Vergisst du einmal deine Sonderausgaben, wie z.B. Beiträge zur privaten Altersvorsorge, Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung, Kirchensteuer oder auch Spenden in deiner Steuererklärung anzugeben, kannst du sicher mit einer Steuernachzahlung rechnen. Denn der Sonderausgabenpauschbetrag ist so niedrig, dass du diesen oftmals bereits mit deiner gezahlten Kirchensteuer oder einer Spende übersteigst.
- Außergewöhnliche Belastung entfällt: Falls du in der Vergangenheit sogenannte außergewöhnliche Belastungen, wie z.B. Unterhaltszahlungen, Pflegekosten für deine Eltern oder Krankheitskosten steuerlich geltend gemacht hast, die nun entfallen, kann es schnell zu Steuernachforderungen kommen.
- Eltern-, Kranken- und Arbeitslosengeld: Sofern du eine dieser staatlichen Leistungen in Anspruch genommen hast, musst du mit einer Steuernachzahlung rechnen. Der Grund: Diese Leistungen erhöhen deinen persönlichen Steuersatz. Auch wenn du auf die eigentliche Leistung keine direkten Steuern zahlen musst, unterliegen diese dem sogenannten Progressionsvorbehalt. Der höhere Steuersatz wird dabei auf dein gesamtes Einkommen angewendet und führt automatisch zu einer höheren Steuerlast.
Auch wenn Steuernachforderungen bei Selbstständigen und Freiberufler:innen in erster Linie von der Höhe der Einnahmen und den damit verbundenen Steuervorauszahlungen abhängen, können diese auch bereits von kleinen Fehler in der Steuererklärung verursacht werden.
Daher ist es wichtig, dass diese möglichst fehlerfrei ist und z.B. auch alle Sonderausgaben enthält, um eine Steuernachzahlung zu vermeiden.
Was kannst du gegen eine Steuernachzahlung tun?
Verlangt das Finanzamt von dir eine Steuernachzahlung, solltest du zunächst Ruhe bewahren und dir den Erläuterungsteil deines Steuerbescheids genau durchlesen. Dieser befindet sich am Ende des Bescheids. In diesem Text erklärt das Finanzamt, warum es möglicherweise von deinen Angaben abgewichen ist oder welche Sonderausgaben bzw. Belege nicht berücksichtigt wurden. Entdeckst du einen Fehler in deiner Steuererklärung, der für die Steuernachforderung verantwortlich ist, kannst du innerhalb einer vierwöchigen Frist, Einspruch gegen deinen Steuerbescheid einlegen, den du begründen musst.
Ein Einspruch ist z.B. dann sinnvoll, wenn das Finanzamt deine angegebenen Sonderausgaben oder Werbungskosten nicht anerkannt hat. Falls du tatsächlich nur einen Fehler beim Anfertigen deiner Steuererklärung gemacht hast, weil du Rechnungen übersehen hast oder durch ein falsch gesetztes Komma deine Einnahmen in die Höhe geschnellt sind, kannst du einen „Antrag auf schlichte Änderung“ stellen, damit du deinen Fehler korrigieren kannst.
Im Gegensatz zu einem Einspruch wird deine Steuererklärung in diesem Fall nicht ganz, sondern nur teilweise neu geprüft und dein Steuerbescheid gegebenenfalls geändert. Doch was tun, wenn dieser korrekt ist?
Steuernachforderung: Wie lange hast du Zeit zum Zahlen?
Wenn dein Steuerbescheid rechtens ist und dein Einspruch abgelehnt wurde, musst du die offenen Steuern spätestens am Fälligkeitsdatum zahlen. Auch ein Einspruch oder Änderungsantrag haben dabei keine aufschiebende Wirkung. Dies gilt auch dann, wenn das Finanzamt tatsächlich einen Fehler bei der Berechnung deiner Steuerschuld gemacht hat. Auch in diesem Fall musst du diese pünktlich bezahlen. Sobald der Fehler korrigiert wurde, erhältst du dein Geld zurück.
Für eine Steuernachzahlung hast du grundsätzlich einen Monat Zeit. Diese Frist beginnt drei Tage nach Zustellung des Steuerbescheids. Diese Frist solltest du unbedingt einhalten, damit es nicht noch teurer für dich wird: Wenn du nicht pünktlich zahlst, kommen zur Steuernachforderung noch Zinsen in Form des Säumniszuschlags hinzu.
Säumniszuschlag: Verzinsung der Steuernachzahlung
Wenn du die Steuernachforderung nicht innerhalb der vorgegebenen Frist begleichst, erhebt das Finanzamt zusätzlich einen sogenannten Säumniszuschlag: Für jeden angefangenen Monat, den du zu spät zahlst, musst du ein Prozent deiner abgerundeten Steuerschuld zusätzlich zahlen. Abgerundet wird auf den nächsten durch 50 Euro teilbaren Betrag.
Nach Ablauf der Frist bleibt dir immer noch eine kurze Schonfrist von drei Tagen nach Fälligkeit der Steuerschuld, bis der Säumniszuschlag zu dieser hinzukommt. Doch was tun, wenn du einfach nicht zahlen kannst?
Du kannst aktuell nicht zahlen? Steuernachzahlung stunden
Falls du der Zahlungsaufforderung des Finanzamts nicht sofort nachkommen kannst, weil du z.B. durch fehlende Aufträge einen finanziellen Engpass hast, solltest du dich umgehend an deine:n zuständige:n Sachbearbeiter:in wenden und deine finanzielle Situation erklären.
Dabei könntest du auch verschiedene Lösungen anbieten, wie z.B. die Steuernachzahlung in Raten abzuzahlen. Allerdings berechnet das Finanzamt dafür Zinsen in Höhe von 0,5 Prozent pro Monat. Eine andere Möglichkeit, deine finanzielle Notsituation zu überbrücken ist eine Stundung deiner Steuernachzahlung zu beantragen.
Voraussetzung für die Stundung der Steuernachzahlung ist, dass du deinen aktuellen Vermögensstand offenlegst und damit deine finanzielle Notlage belegen kannst. Zudem wird eine Stundung auch nur gewährt, wenn das Finanzamt sich sicher ist, dass du deine Steuerschulden später auch wirklich begleichen kannst.
Die Entscheidung liegt dabei im Ermessen deiner Sachbearbeiterin oder deines Sachbearbeiters. Dabei kann die Steuernachforderung entweder ganz oder nur teilweise gestundet werden. Um eine Stundung beantragen zu können, musst du rechtzeitig vor Ablauf der Frist für die Nachzahlung einen schriftlichen, formlosen Antrag stellen.
💡Wichtig: Nach Ablauf der Frist ist ein Antrag auf Stundung der Steuernachzahlung nicht mehr möglich! Sollte dein Antrag abgelehnt werden, kannst du auch dagegen Einspruch einlegen oder mit dem Finanzamt einen Vollstreckungsaufschub und eine Steuernachzahlung in Ratenvereinbaren.
Können Steuernachforderungen erlassen werden?
In seltenen Fällen kann das Finanzamt Steuerschulden erlassen. Erlasswürdig bist du, wenn du deinen Lebensunterhalt nicht mehr selbst finanzieren kannst und du für deine finanzielle Notsituation nicht selbst verantwortlich bist. Dazu musst du einen Antrag auf Schuldenerlass stellen. Danach prüft das Finanzamt, ob genügend Gründe dafür vorliegen, dir deine Steuernachzahlung zu streichen.
Damit ein solcher Antrag bewilligt wird, musst du verschiedene Anforderungen erfüllen: So muss z.B. eine sogenannte „Erlassbedürftigkeit“ vorliegen, d.h. deine wirtschaftliche Existenz bedroht sein. Wenn das Finanzamt zu dem Schluss kommt, dass bei dir eine solche Erlassbedürftigkeit vorliegt, kann es dir deine Steuerschulden entweder ganz oder nur teilweise erlassen. Falls du die reine Steuernachforderung begleichen kannst, du aber in eine Notlage kommen würdest, wenn du zusätzlich auch die Zinsen zahlen müsstest, kannst du auch einen Antrag auf Erlass von Stundungszinsen stellen.
Steuernachforderungen sind nicht nur unangenehm, sondern können dich, je nach Höhe, auch in eine schwierige finanzielle Situation bringen. Daher solltest du bei deiner Steuererklärung versuchen, Fehler und damit eine teure Steuernachzahlung zu vermeiden.
💡Am einfachsten geht das mit der Steuerlösung von Accountable! Mit der Accountable-Garantie auf Steuererklärungen gehst du dabei auf Nummer sicher: Bei Fehlern aufgrund der Accountable App werden dir Steuernachforderungen bis zu 5.000 € erstattet.