Wechsel Nebenerwerb Haupterwerb

Selbstständigkeit: So wechselst du vom Nebenerwerb zum Haupterwerb

Du hast bereits den ersten Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und dein Nebengewerbe läuft erfolgreich. Herzlichen Glückwunsch!

Doch nun stehst du vor einer entscheidenden Frage: Sollst du den nächsten großen Schritt wagen und dein Nebengewerbe in ein Hauptgewerbe umwandeln? Dieser Ratgeber soll dir dabei helfen, diesen Übergang reibungslos und gut vorbereitet zu gestalten.

Start in die Selbstständigkeit: Nebenerwerb oder Haupttätigkeit?

Sollte man sich zunächst nebenberuflich selbstständig machen oder direkt mit einer Tätigkeit in Vollzeit starten? Der Teilzeit-Einstieg in die Existenzgründung ist keineswegs ungewöhnlich. Laut dem KfW Gründungsmonitor 2023 starteten rund 60 % aller Gründer:innen im Nebenerwerb. 

Der Grund liegt oft darin, dass viele Menschen den großen Schritt in die Selbstständigkeit und die damit verbundenen finanziellen Risiken scheuen. Durch den weiterhin bestehenden Hauptjob, der das Haupteinkommen sichert, kann die Geschäftsidee im Nebengewerbe erprobt und aufgebaut werden. Allerdings planten laut Gründungsmonitor auch 20 % der Nebenerwerbsgründer:innen, die Tätigkeit in eine Vollzeitselbstständigkeit auszubauen. 

Die zentralen Unterschiede sind klar: Ein Hauptgewerbe dient als primäre Lebensgrundlage und stellt das höchste Einkommen dar. Ein Nebengewerbe hingegen ist zeitlich und finanziell begrenzt, da es formal nicht den Schwerpunkt der beruflichen Tätigkeit bilden darf.

Ob die selbstständige Tätigkeit als Haupt- oder Nebengewerbe ausgeübt wird, hat auch steuerrechtliche und sozialversicherungstechnische Konsequenzen, zum Beispiel: 

Nebenerwerb in Haupterwerb umwandeln: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Der Wechsel vom Neben- zum Hauptgewerbe steht an, sobald du den überwiegenden Teil deiner Wochenarbeitszeit für das Nebengewerbe nutzt und diese Tätigkeit höhere Einkünfte erzielt. In diesem Fall müssen viele Gründer:innen ihren Hauptjob kündigen oder die Wochenarbeitszeit so weit zurückfahren, dass er nur noch als Nebenjob gilt.

1. Hauptjob reduzieren oder kündigen

Wenn dein Nebengewerbe erfolgreich ist, ist es Zeit, deinen Hauptjob zu reduzieren oder zu kündigen. Plane diesen Schritt sorgfältig, um finanzielle Engpässe zu vermeiden. Ein fließender Übergang kann helfen, Unsicherheiten auf ein Minimum zu reduzieren.

2. Gewerbeummeldung

Sobald die Neben- zur Haupttätigkeit wird, musst du dein Nebengewerbe zum Hauptgewerbe ummelden. Dies nimmst du bei deinem zuständigen Gewerbeamt vor. Die Ummeldung ist auch dann notwendig, wenn sich das Leistungsspektrum deines Unternehmens erweitert oder verändert bzw. wenn der Firmensitz verlegt wird, zum Beispiel vom Arbeitszimmer in ein eigenes Büro. 

3. Prüfung von Nachweis- und Erlaubnispflichten

Mit dem Wechsel können zusätzliche Nachweise und Erlaubnisse notwendig werden. Abhängig von deiner Geschäftstätigkeit musst du möglicherweise neue Genehmigungen einholen. Recherchiere frühzeitig, um böse Überraschungen zu vermeiden.

4. Anpassung der Sozialversicherungen

Der Wechsel beeinflusst deine Sozialversicherung. Als Hauptgewerbetreibender musst du dich selbst um deine Krankenversicherung kümmern. Auch die Rentenversicherung und andere Sozialversicherungen müssen neu geregelt werden. Überlege dir, welche Versicherungen du benötigst, um gut abgesichert zu sein.

5. Anpassungen bei der Umsatzsteuer

Die Kleinunternehmerregelung gemäß § 19 UStG ermöglicht es dir, unter bestimmten Bedingungen von der Umsatzsteuerpflicht befreit zu sein, wenn dein Jahresumsatz bestimmte Grenzen nicht überschreitet (max. 22.000 Euro Gesamtumsatz pro Jahr). Wenn du jedoch den Wechsel vom Neben- zum Hauptgewerbe planst und dein Umsatz steigt, kann es sein, dass du diese Grenzen überschreitest und somit umsatzsteuerpflichtig wirst. Hierzu meldet sich das Finanzamt in der Regel von selbst, zusätzlichen Schritte musst du keine unternehmen.

6. Steuerliche Änderungen

Deine steuerliche Situation wird sich ändern. Es ist ratsam, eine:n Steuerberater:in zu konsultieren, um alle steuerlichen Pflichten korrekt zu erfüllen und mögliche Steuervergünstigungen zu nutzen. Denke daran, dass deine Einkünfte nun vollständig aus der selbstständigen Tätigkeit erklärt und versteuert werden müssen.

7. Finanzplanung und Rücklagenbildung

Eine solide Finanzplanung ist unerlässlich. Bilde Rücklagen, um mögliche Einkommensschwankungen abzufangen und deine Liquidität zu sichern. Eine detaillierte Finanzplanung hilft dir, deine Einnahmen und Ausgaben im Blick zu behalten und finanzielle Engpässe zu vermeiden.

8. Marketing und Kundenakquise

Intensiviere deine Marketingmaßnahmen und verstärke die Kundenakquise. Je besser du dein Unternehmen präsentierst, desto größer sind deine Chancen auf Erfolg. Nutze verschiedene Marketingkanäle, um deine Zielgruppe zu erreichen und deinen Umsatz zu steigern.

9. Versicherungen

Neben der Krankenversicherung solltest du auch über eine Berufshaftpflichtversicherung, Betriebshaftpflichtversicherung und ggf. eine Rechtsschutzversicherung nachdenken. Diese Versicherungen schützen dich vor finanziellen Risiken im Geschäftsalltag.

10. Buchhaltung und Finanzmanagement

Eine professionelle Buchführung ist unerlässlich. Nutze eine Buchhaltungssoftware oder engagiere eine:n Buchhalter:in, um sicherzustellen, dass alle finanziellen Transaktionen korrekt erfasst und steuerliche Verpflichtungen erfüllt werden.

11. Vertragswesen

Prüfe deine Verträge mit Kund:innen, Lieferanten und Partnern sorgfältig. Hole rechtlichen Rat ein, um sicherzustellen, dass die Verträge deinen Interessen entsprechen und rechtlich bindend sind.

12. Geschäftsstrategie und Wachstum

Entwickle eine klare Geschäftsstrategie. Ein Geschäftsplan, der deine Vision, Mission, Marktanalyse, Marketingstrategie und Finanzplanung umfasst, hilft dir, deine langfristigen Ziele zu definieren und den Weg dorthin zu planen.

13. Rechtliche Struktur des Unternehmens

Überlege, ob eine Änderung der Rechtsform deines Unternehmens sinnvoll ist. Zum Beispiel kann der Wechsel von einem Einzelunternehmen zu einer GmbH das persönliche Haftungsrisiko senken und steuerliche Vorteile bieten.

14. Mitarbeiter einstellen

Mit dem Wachstum deines Unternehmens kann es notwendig werden, Mitarbeitende einzustellen. Beachte dabei arbeitsrechtliche Bestimmungen und setze entsprechende Verträge auf. Denke auch an die Gehaltsabrechnung, Sozialversicherungsbeiträge und betriebliche Altersvorsorge.

15. IT und Infrastruktur

Eine solide und sichere IT-Infrastruktur ist wichtig für den reibungslosen Ablauf deines Geschäfts. Stelle sicher, dass deine Hardware, Software und Netzwerksicherheit auf dem neuesten Stand sind. Eine gut durchdachte IT-Infrastruktur kann deine Effizienz steigern und das Wachstum deines Unternehmens unterstützen.

Fazit

Der Wechsel vom Neben- zum Hauptgewerbe ist ein bedeutender Schritt, der gut vorbereitet sein will. Mit der richtigen Planung und Beratung kannst du diesen Übergang erfolgreich meistern und eine stabile Grundlage für dein Hauptgewerbe schaffen. Nutze die Gelegenheit, um dein Unternehmen weiter auszubauen und langfristig erfolgreich zu sein.


Sophia Merzbach, Content Marketing Manager und Copy Writer
Aktualisiert am

Sophia liebt es zu lesen und kreative Texte zu schreiben. Sie freut sich sehr, Teil des bunten Teams von Accountable zu sein und ist inzwischen ein richtiger Profi in Steuerfragen.
In ihrer Freizeit trifft man sie in der Boulderhalle, im Italienischkurs oder beim Entdecken ihrer Heimat Berlin.

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